San Pedro de Atacama, 25.03.2012, 45‘600km
Hola chicos
Wir melden uns erneut aus San Pedro de Atacama, diesmal mit vier Stempeln mehr in unseren Pässen als noch vor einer Woche. Nach langem hin und her hatten wir uns entschieden, dem Pfusbus in San Pedro ein paar Ruhetage zu gönnen und Bolivien mit einer organisierten Jeeptour zu erkunden. Obwohl wir nicht gerade Fans von solchen Touren sind, tönten vier Tage lang nicht selber fahren, navigieren, kochen, abwaschen, denken etc. gar nicht so schlecht. So entspannend, wie wir uns das vorgestellt hatten, war es dann allerdings nicht. Angesichts der wirklich schlechten Pisten (die Mongolei lässt grüssen) war die Entscheidung aber richtig. Die ausserordentlich heftige Regenzeit hat auch im bolivianischen Altiplano Spuren hinterlassen. Hier ein Auszug aus dem fiktiven Tagebuch einer unvergesslichen Reise mit Spätfolgen:
Tag 1
Treffpunkt um 07:30 Uhr beim Büro vom Tourorganisator. Der Bus hat über eine halbe Stunde Verspätung, genügend Zeit um die Mitreisenden zu beschnuppern. Alle haben für den versprochenen besseren Service ein bisschen tiefer ins Portemonnaie gegriffen, als bei anderen Veranstaltern nötig gewesen wäre. Mit Cecile und Pascal aus der Schweiz, normalerweise mit dem Drahtesel unterwegs, verstehen wir uns sofort bestens. Beim chilenischen Grenzposten heisst es erst mal ewig Schlange stehen, denn natürlich sind mittlerweile auch alle anderen Touris unterwegs. Praktisch kurvenlos geht es dann fast 2000 Höhemeter rauf zum bolivianischen Zoll, wo wir ohne Rücksicht auf Vorlieben auf verschiedene Jeeps verteilt werden. Egal, man sieht sich ja bei den Essenstopps und am Abend in der Unterkunft wieder. Den uralten Toyota Landcruiser teilen wir mit Niru und Swami aus Indien, verheiratet (obwohl aus verschiedenen Kasten) und nach mehreren Jahren in den USA drauf und dran, wieder in die Heimat überzusiedeln. Dazu Manoj, ebenfalls aus Indien aber seit drei Jahren in Neuseeland lebend und Igor, ursprünglich aus Weissrussland aber in Israel aufgewachsen und unsicher, was er nach acht Jahren als Militärpilot mit seinem Berufsleben anfangen soll. Alle ungefähr im gleichen Alter und alle sehr weltoffen. Der ehemalige israelische Militärpilot beispielsweise beneidet uns ungemein um die Möglichkeit, den Iran bereisen zu können. Es entstehen sofort lebhafte Gespräche über Götter und die Welt. Für uns ein unheimlich spannender Einblick in die völlig fremden Länder Indien und Israel. Timeouts gibt es nur beim Fotos knippsen, einfach fantastisch diese Landschaft: Schneebedeckte Vulkangipfel, farbige Lagunen, kochende Schlammlöcher und immer wieder andersartige Wüsten. Wen wir den ganzen Tag nie sehen: Cecile und Pascal. Unser Fahrer Sebastain, stets mit Kokablatt im Mund, nimmt immer auf zwei fremde Jeeps Rücksicht und hilft beim Reifenwechseln etc. A propos Reifen, der Ersatzreifen an unserem Jeep ist schon kaputt, ehe Sebastian ihn dem anderen Jeep anbieten wollte, der Ersatzreifen des liegen gebliebenen Jeeps ebenfalls. Das kann ja heiter werden. Also warten wir mitten im Nichts eine Stunde, bis der Pneu der anderen Reisegruppe geflickt ist. Natürlich kommen wir so erst bei der Laguna Colorado an, als die Sonne schon am Untergehen ist. Schade wegen der traumhaften Fotos, die man mit den vielen Flamigos hätte machen können. Natürlich war auch in der äusserst einfachen Unterkunft keine Spur von Cecile und Pascal. Die böse Vorahnung bestätigt sich: Die haben uns ohne etwas zu sagen einer anderen, billigeren Tourorganisation untergejubelt und am Morgen schlichtweg ins Gesicht gelogen! Nicht gerade die feine Art. Das schweisst unser Minigrüppchen aber noch mehr zusammen, das minimalistische Essen nehmen wir mit Humor und abends im Schlag fühlen wir uns wie damals im Skilager.
Boliviens Altiplano ist schön, sehr schön!
K.O. auf fast 5000 Metern über Meer.
In Bolivien blubbert und stinkt es noch spektakulärer.
Laguna Colorado, Heimat von drei Flamingoarten.
Am Morgen früh sind die Flamingos noch nahe. Sobald die ersten Touristen Steine werfen, um ein Flugfoto zu schiessen, verdrücken sie sich. Verständlich. Übrigens werden besagte Touristen nach einem heftigen Wortwechsel mit Didier die restlichen zwei Tage der Tour kein Wort mehr mit uns sprechen.
Tag 2
Tagwacht um 07:00 nach einer schlaflosen Nacht. Auf 4300 M.ü.M. zu sechst in einem winzigen Schlag ohne Fenster zu übernachten ist nichts für unsere Körper, der Puls rast die ganze Nacht und das Gefühl zu wenig Luft zu kriegen, macht die Situation nicht besser. Aber irgendwann ist zum Glück auch diese Nacht zu Ende. Nach dem Frühstück, immerhin reicht es gerade knapp, um die knurrenden Mägen zu füllen, geht es weiter durch wunderbar karge Landschaften, die uns immer mehr an die Mongolei erinnern. Fahrer Sebastian, der offensichtlich null Ahnung von seinem Land und den Bewohnern hat, liefert uns mit seinen kuriosen Aussagen Stoff für Running-Gags und viel Galgenhumor. Gegen Abend erreichen wir den Dampflokfriedhof von Uyuni, ein wahrlich spezieller Ort. Nach heftigen Diskussionen ist es dann plötzlich kein Problem mehr, uns in drei Zweierzimmern im ursprünglich versprochenen Hostel einzuquartieren. Die letzten eineinhalb Tage hatte man uns stets gesagt, es sei ausgebucht. Lügen hier in Bolivien eigentlich alle so skrupellos? Dort treffen wir endlich wieder auf die anderen Teilnehmer „unserer“ Organisation, müssen aber wohl nicht erwähnen, dass das (lausige) Abendessen in verschiedenen Lokalen stattfindet… Immerhin schaffen wir es, nach dem Essen noch gemeinsam ein Bierchen zu trinken. PS: Die Bolivianer haben das Vegetarier-Konzept nicht ganz begriffen, denn nach zwei Tagen nur Ei können unsere Vegifreunde die Hühnerfrucht nicht mehr sehen!
Gemäss Sebastian sind Microorganismos an allem schuld, auch an der Farbe der Laguna Negra. Womit er hier vermutlich sogar recht hat!
Steinbaum nennen die Bolivianer dieses Gebilde.
Dampfloks mit Jahrgang 1907 bis 1950 ruhen auf Uyunis Lokfriedhof.
Tag 3
Tagwacht um 05:00 Uhr, dann Fahrt auf den Salzsee zum Sonnenaufgang. Unnötig zu erwähnen, dass unsere Schweizer Freunde im Salzhotel frühstücken dürfen, während wir draussen auf dem Salar schlottern. Nun ja, diesmal ist uns das ziemlich egal, wir haben anderes zu tun: Ungefähr 15 Sekunden nach dem Ausdemjeepsteigen ist unser Sechserteam nicht mehr zu bremsen. Demokratisch werden die besten Ideen für Perspektivenfotos und Videos gewählt und unter minuziöser Regiearbeit umgesetzt. Das Resultate von drei unvergesslichen Stunden auf dem grössten Salzsee der Welt: Witzige Fotos und Videos, saumässig dreckige Kleider und tags darauf heftigen Muskelkater! Unter uns gesagt, wir können die eigene Euphorie kaum nachvollziehen, aber es soll schon anderen Salarbesuchern so ergangen sein…
PS: Die coolen Videos folgen noch!
Little Big Kiss.
Eggs-cellent!
Mac Igor.
Making Of Eggs-cellent.
Qualitätskontrolle.
Openair-Küche auf dem Salar.
Na, geht doch: Das letzte Mittagessen war gut und genug!
Zurück in Uyuni verabschieden wir uns von Niru, Swami, Igor, Celine und Pascal nicht ohne vorher noch mit einer unfähigen Serviertocher fast einen Streit anzuzetteln. Ehrenwort, es war nicht unser Fehler! Die fünf reisen in Bolivien weiter, während Manoj und wir wieder zurück nach San Pedro wollen. Der Fahrer kommt eine volle Stunde zu spät zum vereinbarten Treffpunkt, ein Wunder, dass er uns nicht ganz vergessen hat. Immerhin ist es diesmal ein Familienvater in fortgeschrittenem Alter, weshalb das Fahrtempo etwas besser den Verhältnissen angepasst ist als auch schon. Zu später Stunde im Refugio der „richtigen“ Tourorganisation angekommen, gibt es genügend Essen, Kaffee und Tee, ein Mehrbettzimmer mit Fenster und saubere Klos. Was will man mehr? Wir drücken grosszügig ein Auge zu, als Didier beim Lichterlöschen wegen dem defekten Schalter plötzlich unter Strom steht…
Tag 4
Tagwacht um 04:30 Uhr (!). Ohne Frühstück rumpeln wir drei Stunden lang in einer Tiefkühlbox namens Landcruiser durch die Gegend, bis die ersten Sonnenstrahlen uns schliesslich aus der Kältestarre befreien (Heizung, was ist das?). Frühstück hätte es nochmal eine Stunde später am bolivianischen Zoll gegeben, mit Betonung auf hätte. Denn während wir in zähen Verhandlungen mit dem anwesenden Verantwortlichen der Jeepagentur stehen, essen die Neuankömmlinge das Openair-Frühstücksbuffet kahl. Unser Argument „Nicht die bezahlte Leistung erhalten plus mehrmals angelogen worden“ wird mit ihrem Argument „Wenigstens war euer Fahrer nicht besoffen“ abgestochen, was soll man da noch sagen? Schliesslich werden wir noch vor Eintreffen in San Pedro mit einer Geldnote ruhiggestellt, um zu vermeiden, dass wir im zentral gelegenen Reisebüro vor potentieller Kundschaft Zoff machen. Das zurückerhaltene Geld investieren wir sogleich in eine Flasche Wein, um den Tag zu dritt mit einem selbstgemachten Risotto beim Pfusbus ausklingen zu lassen.
Ende.
Tags darauf rebellierte Didiers Magen, was hin und wieder vorkommt und an sich nichts aussergewöhnliches ist. Doch plötzlich stieg die Temperatur rasant auf 39.5 Grad, da war fertig lustig. Im Gegensatz zur Mongolei hatten wir diesmal die richtigen Antibiotika dabei und mit Tinu erneut ein Fern-Arzt, auf den man auch mitten in der Schweizer Nacht zählen kann. Ganz herzlichen Dank für Deine Unterstützung! Nun verlängern wir halt noch ein bisschen in San Pedro, bis es dann gesund und munter wieder nach Argentinien geht.
Hasta luego, los Pfusbüssleros
hola chicos
hoffen, ihr habt weitere spannende tage in america del sur erlebt. wenn wir uns richtig erinnern, geht es ja nun auf die lange schifffahrt mit eurem bus.
wir sind mittlerweilen über la paz, titicaca-see, cuscu, arequipa in nazca angekommen. noch 500km bis lima, dann eine woche ausspannen und dann geht’s nach hause.
wünschen gute überfahrt. hasta luego – cécile & pascal
By: Cécile & Pascal on April 15, 2012
at 22:59
Hallo mini liebe Pfusbüssler, da bleibt einem ja die Spucke weg, hei ei ei , was ihr nicht alles erlebt und auch übersteht das ist schon stark. Nicht erstickt im Schlaf :-) , nicht verhungert ( ohne Frühstück weil alle das Futter vertilgten unterdessen und gut erholt , das ist schon eine Leistung und ich glaube , dass euch nichts mehr so ring aus der Fassung bringen kann gäll. Ich lese mit Freude eure schönen Berichte und finde sie so schön ehrlich , ihr schreibt auch wenn es nicht gerade super ist…dafür kommen ja dann auch immer wieder grandiose Bilder und Erlebnisse, das macht wohl den Reise einer solchen Reise aus gäll.
Gestern sah ich eine Doku aus der Mongolei und ich fand , dass ich das alles schon mal gesehen hätte ? na klar auf den Fotos von eurem Reiseanfang. Wirklich gigantisch diese Weite , diese Farben und diese Einsamkeit, ich denke , das ist was ihr jetzt wieder erlebt habt. Die Fotos sind genial :-) und soooo witzig mit dem sandwich und dem Müntschi etc. Vielen Dank für s teilen und mit erleben lassen und ganz gute Wünsche auf der weiteren Reise. Mit lieben Grüsse Ruth
By: Ruth Schmutz on April 14, 2012
at 13:37
liebe ruby, lieber didier
wir verfolgen euer blog seit Beginn. Super Berichte und wunderschoene Fotos. Zur Zeit sind wir in Shiraz im Iran. Am letzten Klassentreffen haben wir uns noch ueber das Reisen unterhalten und unabhaengig voneinander dieselbe Reiseroute gewaehlt. Wir haben vor bis nach Vladiwostock zu reisen. Dann werden wir aber wieder zurueck nach Hause fliegen und koennen nicht wie ihr weiterreisen. Wir wuenschen euch weiterhin alles gute, viel Spass und unvergessliche Erlebnisse. Rolf und Miriam (aus dem college)
By: miriam und rolf on April 7, 2012
at 13:23
Hello,Didier and Barbara!!!!
I’m happy to see you in new places))) we like your photos, they are very nice and funny)))how long you are going to travel?
our family sends you greetings)))and Masha too.
By: Nina on April 3, 2012
at 14:49
Hei Dir zwöi
Hei di tupfgenaugliche Erfahrige gmacht uf dere Tour inkl. em unguete Ändi.
Chanech aber verspräche, i Erinnerig blibe nume d Biuder vo de ungloubleche, einzigartige Landschafte.
Gueti Besserig und ganz e schöne Räschtä
Stephi
By: Stephi on März 26, 2012
at 08:43