Buenos Aires, 22.04.2012, 49‘200km
Hola zum Letzten, Chicos!
Nachdem alle bolivianischen Bakterien mittels Cyprofloxacin zuverlässig aus Didiers Gedärmen eliminiert waren, machten wir uns von San Pedro de Atacama auf den Rückweg nach Buenos Aires, mit Umweg versteht sich. Per Zufall hatten wir in Patagonien mehrmals eine argentinische Familie mit ihren Wohnmobilen getroffen und uns lose für ein Treffen später verabredet. Dass die Langers im äussersten Nordosten, der Provinz Misiones, wohnen war für uns ein Glücksfall, denn die Iguazufälle sind ebenfalls dort zu finden und diese wollten wir keinesfalls verpassen. Wir cruisten also in gemütlichen Tempo und mit mehreren nächtlichen Zwischenstopps über die Anden und genossen das Altiplano ein letztes Mal, um im Flachland dann auf die Tube zu drücken. In Jujuy stand der (vorläufig hoffentlich) letzte Werkstattbesuch für den Pfusbus an, wieder mal musste ein Radlager nachgezogen werden.
Sternegucken in der Atacama. Saturn liess sich gleich mit Ring und Monden blicken.
Abschiedskomitee Chiles.
So schön kann Schlafen auf 4300 M.ü.M. sein.
Und so kalt. Outdoorkoch in den herbstlichen Anden ist nichts für Röckli.
Begrüssungskomitee Argentiniens.
Die Kilometer zwischen Jujuy und Misiones versprachen nicht wirklich viel Abwechslung. So zogen wir dann in drei Tagen mit Temperaturen gegen die 40° C durch und klopften müde bei Langers an. Wir wurden gleich im Gästezimmer einquartiert und genossen neben der herzlichen Gastfreundschaft auch die ganz praktischen Annehmlichkeiten wie ein kühles Schlafzimmer (seit den Anden stieg die Nachttemperatur von -10° C auf + 30 °C an), Waschmaschine und eine warme Dusche. Die Langers leben in der fünften Generation in Argentinien und besitzen eine Baumplantage von satten 800 ha Land mit eigener Sägerei. Das interessanteste für uns war wie immer in solchen Situationen der Einblick ins „richtige Leben“. Als hijos rubios“ (die blonden Kinder) wurden wir von Mutter bzw. Grossmutter Alba nach Strich und Faden verwöhnt und von ihrem Mann Waldemar fachkundig durch die Gegend geführt. Wir konnten eine Mate- und Schwarzteefabrik besichtigen, die Gegend um Puerto Leoni entdecken und natürlich durfte eine Besichtigung des eigenen Betriebs nicht fehlen. Wann immer es ihm die Zeit erlaubte, nahm uns Waldemar im Pickup mit zu seinen Plantagen oder in den Urwald und erklärte uns jeden Baum, jede Pflanze und jedes Tier. Das Land in Misiones ist unglaublich fruchtbar. Manche Bäume werden bereits nach 6 Jahren gefällt und die Imker können im Normalfall drei Mal pro Jahr (!) Honig ernten. Im tropischen Klima wachsen Kartoffeln, Maniok, Zuckerrohr, Bananen, Mangos, Mandarinen, Ananas, Avocados und vieles mehr wie Unkraut. Ein mittelgrosser Garten reicht zur Selbstversorgung schon aus. Wir fühlten uns auf dem langer‘schen Grundstück wie im Papillorama, nur ohne Eintritt. Das üppige Wachstum hat für die Einwohner aber auch seine Nachteile: In den Wäldern wimmelt es vor Schlangen und es braucht schon einen richtigen Besen, um mit den fies grossen Taranteln in Haus und Garten fertig zu werden.
Stilgerecht wird das frisch geerntete Yerba angeliefert.
Getrocknet wird die ganze Sache per Holzöfen. Wir zweifeln, ob die Anlage noch SUVA-kompatibel wäre.
Dueño Waldemar zeigt uns die Sägerei Langer…
… und wie man direkt aus dem Zuckerrohr Süssigkeiten gewinnt, sofern man den Umgang mit der Machete beherrscht. Mjamm.
Die Casa Langer mit tropischem Garten…
… und einem von zahlreichen Beispielen der tollen Planzenwelt.
Wir verliessen die Langers temporär, um weiter nordwärts die weltberühmten Iguazufälle zu erkunden. Die Touristenfalle schnappte erbarmungslos zu und so schnell wie das Wasser die Fälle hinab flossen die Pesos aus unserem Portemonnaie. Nicht zu erwähnen, dass der gleiche Spass für Inländer zu einem Sechstel des Preises zu haben ist. Dennoch: Wir waren beindruckt. Die Fälle selbst bilden nur ein Teil des Erlebnisses, die fantastische Tier- und Pflanzenwelt faszinierte uns ebenfalls ungemein. Dank klugem Planungsmanagement konnten wir um die Touristenströme der Osterferienwoche die meiste Zeit einen Bogen machen und brauchten die Ellbogen so gut wie nie, um tolle Aussichten zu geniessen und Fotos zu schiessen. Neben ungezählten Kilometern zu Fuss machten wir auch eine Ruderbootfahrt im Dschungel und wurden mit der Aussicht auf Kaymane und Kapuzineräffchen belohnt, ganz zu schweigen von der relaxten Fortbewegung per Ruder und Strömung nach einem Tag Wasserfallgetöse und Touristengeschrei. Wir fühlten uns wie im Papillorama, nur mit viel mehr Eintritt.
Der Gargante del Diablo, die Hauptattraktion der Iguazufälle.
Dieser Anblick fesselte uns fast noch mehr…
… und dieser noch mehr.
Wer versteckt sich da im Gebüsch?
Unser persönlicher Favorit: Tier oder Ast?
Wieder zurück aus Iguazu konnten wir uns auf Phase 2 der langer’schen Gastfreundschaft freuen. Mittlerweile war Sohn Marcelo mit Familie aus seinen Ferien zurückgekehrt und wir feierten ein freudiges Wiedersehen. Die ungemein gemütlichen Tage in Puerto Leoni vergingen wie im Flug. Bei Mate und Terere, die kalte Version mit Limonade, welche in Brasilien und der nördlichen Provinz sehr beliebt ist, verbrachten wir viele Stunden plaudernd im tropischen Garten. Am Ostersonntag versteckten wir für die Kinder Osterneste vom Schweizer Osterhasen und abends nahmen uns Marcelo, Sarah und ihre Kinder mit in die Kirche. Das ist hier eine sehr lockere Angelegenheit, es wird gelacht, geklatscht und viel gesungen. Aufgrund der vielen Einwanderer aus Mitteleuropa in Misiones waren wir hier als Blondinen für einmal Teil einer Mehrheit! Jeder, der noch ein paar Worte Deutsch spricht, wollte sich mit uns unterhalten. Den letzten Abend genossen wir stilgerecht mit einem Asado und zahlreichen Freunden der Familie. Tags darauf hiess es schweren Herzens Abschied nehmen. Der Pfusbus wurde mit Geschenken vollgeladen und auf gings an die letzten 1000 km in Südamerika in Richtung Buenos Aires. Der Pfusbus spurte die Strecke wie gewohnt souverän ab und auch die nervige Polizei der Provinz Entre Rios hatte dank vorherigem Pfusbusupdate zwar viel zu kontrollieren, aber nichts zu meckern.
Pimp my Pfusbus für die Fahrt durch die Polizeiprovinz Entre Rios.
Richtig bewaffnet geht’s in den Urwald, denn dort gibt es Tiger und Schlangen! Diese Ausrüstung würde beim Joggen auch manchem bissigen Schweizer Hund Respekt einflössen.
Abschiedsfoto mit dem einen Teil der Familie Langer…
… und mit dem anderen: Muchissimas Gracias!
Abschiedsasado im grossen Stil.
Nun sind wir in Buenos Aires, haben uns am Hafen direkt am Wasser eingerichtet und warten zusammen mit anderen Overlandern auf die Grande Amburgo, welche uns zurück nach Europa bringen wird. Wir beide sind die Nesthäckchen und der Pfusbus bei weitem das kleinste, älteste und günstigste Fahrzeug. Trotzdem würden wir ihn um keinen Preis tauschen wollen! Leider ging das Wartespiel wieder von vorne los: Erst hatte die Grande Amburgo nur einen Tag Verspätung, dann zwei, dann drei und jetzt zählen wir die Tage nicht mehr. Anfangs sahen wir es locker, verbrachten die Zeit mit Freunde und Gastfamilie besuchen und shoppen, was das eh schon längst überzogene Reisebudget noch hergab. Wir holten auch die schicken Kleider hervor und liessen das Tanzbein schwingen, trotz wenig Übung in den letzten Monaten machten wir das Parkett offensiver unsicher denn je und hatten jede Menge Spass dabei.
Campen am Hafen von Buenos Aires.
Gleich neben uns die alte Fregatte „Libertad“.
La Boca: Üble Nachbarschaft und farbige Tourismusattraktion nur durch eine Strasse (und ein massives Polizeiaufgebot) getrennt.
Eintauchen in die Welt des Tangos. Wir im Scheinwerferlicht der Milonga in der „Catedral“.
Jetzt aber nervt die Warterei und Vertrösterei langsam aber sicher. Vor allem da wir nun den Grund kennen: Die LKW-Fahrer im Hafen von Zaraté und Buenos Aires waren am Streiken! Die argentinische Wirtschaft steht wieder einmal vor dem Abgrund. Die Christina (Fernandez de Kirchner) setzt auf Eigenerhalt, Populismus, Nationalismus und auf künstliche Lebenserhaltung, statt auf richtige Reformen und legt sich der Reihe nach mit allen ausländischen und vielen inländischen Firmen und Investoren an. Der Aussenhandel ist massiv eingebrochen, es fehlen Rechtssicherheit sowie Devisen und protektionistische Zollvorschriften tun das übrige zum Investorenproblem dazu. So wurde in der letzten Woche der Erdölkonzern YPF, welcher einer spanischen Firma gehört, zwangsverstaatlicht und viele ausländische Unternehmen werden sich jetzt garantiert fragen, ob sie da im richtigen Land investiert haben. Der Peso rutscht immer weiter in den Keller und für die normalen Argentinier wird das Leben von Tag zu Tag teurer. Vielleicht besser, wenn wir das sinkende Schiff verlassen und all die positiven Eindrücke im Herzen behalten. Wir sagen Südamerika muchas gracias für die wunderbare Zeit!
Hasta luego, das nächste Mal schon aus der Heimat, los Pfusbüssleros
PS: Wir können das Pfusbüsslen noch nicht ganz sein lassen: Zurück in der Heimat werden wir unser Reisebudget mittels harter Arbeit (was ist das?) wieder in den Plusbereich bringen und dann das United Kingdom unsicher machen. London wir kommen! Dann ist aber wirklich Schluss, ehrlich.
Willkommen in der alten Heimat , samt kaltem Wetter und allemm was dazu gehört. Ich bedanke mich herzlich für die wunderbaren Bilder und Berichte von eurer Reise. Es war schön daran teilhaben zu dürfen. Ich freue mich euch in Natura bald wieder einmal zu sehen, uf Wiederluege i hasta luego Ruth
By: Ruth Schmutz on Mai 15, 2012
at 18:38
ola chicas !!
wir haben euch sehr gern aber nicht so regelmässig gelesen ! wouah !!! was für einen wunderschönen abenteuer :o))
wir wünsched euch eine super gute zurückreise und hoffen, man sieht sich gleich !!
die bortoluzzi’s
By: Bortoluzzi laurence et flavio on April 29, 2012
at 21:56
So Ihr Beiden, jetzt seit Ihr schon wahrscheinlich auf der Rückreise!
Wir sind in den letzten Vorbereitungen und dann gehts bald los.Hier unser Blog:
http://www.theworldadventure.wordpress.com
Wir freuen uns auf Euch!
Bis bald!
Andre & Jörg
By: theworldadventure on April 25, 2012
at 17:15