Ulan Bator, 25.06.2011, 20‘535 km
Sain baitsgaa nuu!
Wir starten gleich mal mit dem Wichtigsten: Uns allen geht’s wieder gut! Wollt Ihr wissen warum wieder? Wir liefern Euch gerne die Details:
Nachdem am Sonntag vor drei Wochen alle (überlebens-) wichtigen Sachen wie Vorräte aufstocken, mongolische SIM Card und Strassenkarten besorgen, Postkarten schreiben, Geburtstagsgeschenke und Souvenirs nach Hause schicken erledigt waren, trafen wir uns mit Sara und David aus Fribourg zum Dinner. Also das Gebiss umdrehen (wie wir Deutschschweizer sagen) und das eingerostete Französisch wieder hervorkramen. Dank dem mongolischen Bier gelang das besser als gedacht. Auf jeden Fall war es ein lustiger Abend und als wir spät abends ins Hotel zurückkehrten, waren Federer und Nadal bereits heftig am Schwitzen. Es war ganz amüsant nach drei TV-freien Monaten wieder mal ein bisschen in die Kiste zu gucken. Und Tennis auf Russisch war sogar für uns problemlos zu verstehen. Nur das Resultat hätten wir uns andersrum gewünscht.
Ganz nach Wunsch verlief dann der folgende Morgen. Dank der Vermittlung von unseren Freunden Katrin und Leo durften wir auf die Hilfe der mongolischen Reiseleiterin Bogi zählen. Wir luden sie und unsere beiden ehemaligen Reisegefährten Roelene und Cem in den Pfusbus und fuhren gemeinsam zum Immigrationsamt. Dort half uns Bogi mit der Registration und der Visumsverlängerung und konnte gleichzeitig noch abklären, dass man also auch als Schweizer beim Grenzübergang im Altai nach Russland passieren darf. Das Schweizer Konsulat war vor ein paar Wochen genau der gegenteiligen Meinung. Interessant. Beim gemeinsamen Mittagessen weihte uns Bogi in ihre Reiseleiter-Insidergeheimnisse ein. Die Tipps waren für uns Gold wert, aber das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Weil die Visumsverlängerung erst tags darauf abholbereit war, quartierten wir uns für eine Nacht auf dem Parkplatz des Oasis Guesthouse ein. Ein wahres Overlander-Eldorado; verschiedenste Motorräder und Campingfahrzeuge waren zwischen den Jurten geparkt und wir genossen es, auf der Terrasse mit Gleichgesinnten Erfahrungen auszutauschen. Dazu gabs kühles Bier, Wienerschnitzel und Schokoladentorte, miam! Das sind alles kleine, aber von Weltreisenden zwischendurch sehr geschätzte Details, wenn die Gastgeber deutsch-österreichischer Herkunft sind. Sowieso war uns die Art und Weise, wie Sybille und Rene den Betrieb führen, auf Anhieb sympathisch: Die Duschen dürfen auch von Einheimischen benutzt werden, mongolische Angestellte betreiben das Cafe, waschen den Reisenden die Wäsche und fungieren als Wachmänner und Gärtner. Inklusive der anliegenden Schreinerei wird so insgesamt 13 Einheimischen ein faires und nötiges Einkommen ermöglicht. Obwohl die Mongolei reich an Bodenschätzen ist, leidet ein grosser Teil der Bevölkerung an bitterer Armut. Das Leben auf dem Land wird immer schwieriger, wegen harten Wintern und trockenen Sommern verlieren viele Nomaden ihre Tiere und somit ihren Lebensunterhalt. In der (hoffnungslosen) Hoffnung auf Arbeit ziehen sie in die Stadt, stellen ihre Jurten in sogenannten Jurtenvierteln auf und leben in trostlosen Verhältnissen. Und doch haben wir noch nie so viele Landcruiser, Lexus und Hummer auf einem Haufen gesehen wie in Ulan Bator. Die Welt ist schon ungerecht…
Nachdem wir unsere Pässe wieder unser Eigen nennen konnten, stürzten wir uns ausgerüstet mit 1 GPS, 2 Reiseführern und 4 (!) Strassenkarten in unser Gobi-Abenteuer. Und was für ein Abenteuer! Dass so eine Fahrt in die Gobi kein Sonntagsausflug ist, war uns bewusst. Der Abenteuerfaktor erreichte aber ungeahnte Höhen und stellte alles vorher Erlebte locker in den Schatten. Was doch gar nicht so einfach ist nach den vergangenen drei Monaten, oder? Um Euch einen Eindruck zu vermitteln, hier ein Auszug aus dem fiktiven Tagebuch:
Tag 1: Nach nur gerade 8 Kilometer ist fertig Teerstrasse und nach 10 Kilometern halfen auch die vier verschiedenen Strassenkarten nicht mehr weiter. Wir sind uns nicht einig wo es es lang geht, dank GPS geht es aber wenigstens grob in die richtige Richtung. Die extrem schlechten Pisten, auf den Karten als Hauptstrassen eingezeichnet, helfen der Stimmung nicht gerade auf die Sprünge. Runtergekämpft fallen wir abends mitten in der Prärie in die Schlafsäcke.
Tag 2: Crosscountry auf eine andere, hoffentlich direktere Piste. Sind mutterseelenalleine unterwegs, schön und gespenstisch zugleich. Für die mittleren Dachträgerstützen ist alles etwas zu viel, sie brechen. Der Pfusbus trägt nun die 80 Liter Benzin auch noch im Bauch, für uns wird es eng. Im nächsten Dorf (seit dem letzten waren es ja auch nur gerade 8 Fahrstunden…) zeigt sich der Schweisser unbeeindruckt und flickt alles für CHF 1.50. Völlig erledigt erreichten wir das Gesteinsmassiv Baga Gadzrin Chuluu, wo uns die grandiose Landschaft für alle Strapazen entschädigt. Die Hecktüre erweist sich allerdings als kleine Spassbremse und entscheidet sich, fortan nicht mehr alleine oben zu bleiben.
Tag 3: Durch phantastische Landschaft und kleine bis gar keine Pisten mehr immer schön der Nase nach zu den Klosterruinen Sum Kökh Burd, dann weiter ins nächste Dorf zum Tanken und Wasser bunkern. Ab und zu halten wir bei einem Ger (Jurte), um nach dem Weg zu fragen. Als plötzlich mitten im Nichts eine SMS reinkommt Vollbremse und auf die Anfrage von Roelene und Cem antworten: „ Ja wir würden es schätzen, die Fahrt gemeinsam fortzusetzen“. Ein weiterer wunderschöner Übernachtungsplatz, diesmal in sanft hügeligem Gebiet. Zur Abwechslung lässt sich die Seitentüre nicht mehr schliessen, aber Mechaniker Didier behebt das Problem.
GPS – Ger Positioning System: Wo geht’s lang?
Tag 4: Die vordere rechte Dachträgerstütze will auch nicht mehr mitmachen. Nach 100 km bzw. 4 Stunden Fahrt das nächste Dorf und der nächste Schweisser, diesmal für CHF 3.00, aber mit extra Verstärkung. Weiterfahrt zum Kloster Ongiin Khid, wo viele Fotos vom Besuch des Dalai Lama zeugen. Die Landschaft wird felsig, es ist fantastisch! Wiedersehen mit Roelene und Cem. Wir feiern unseren 100. Reisetag, sitzen bis spätabends in den Campingstühlen und geniessen das Leben.
Tag 5: Endlose Steppe und super Pisten. Können seit langem wieder einmal den 4. und 5. Gang benutzen. Haben nun Funkkontakt zum Suzuky Jimny und fühlen uns wie auf Expedition. Das führende Fahrzeug warnt vor grossen Steinen, Bodenwellen und Löchern in der Piste, die Landschaft fliegt vorbei, der iPod spielt „A beautiful day“ von U2. Mittagsrast im Niemandsland.
… in weiter Ferne spiegeln sich in einem Fata-Morgana-See die Körper einer Kamel-Karawane.
Wir sind hingerissen von diesem einzigartigen Schauspiel. Wieder ändert die Umgebung, Pfusbus und Jimny kämpfen sich tapfer durch den Sand. Das Thermometer klettert über 35°. Wir erreichen die Flaming Cliffs, unter uns nun auch als Flamingo Cliffs bekannt. Aus dem Nichts taucht ein Motorradfahrer auf und bietet uns Souvenirs aus Kamel- und Schafwolle an. Wir kaufen dem Jungen ein Kamel ab und schlagen unser Lager am Fusse eines riesigen, freistehenden Felsen auf.
Strassenblockade mongolischer Art.
Tag 6: Wir beschliessen einen weiteren Tag zu bleiben und richten mit den Tarps eine chillige Desert-Lounge ein. Endlich Zeit für ein Buch. Auf der Jagd nach Fossilien entdecken wir nicht nur versteinerte Dinosaurier-Fussabdrücke, sondern auch einen Rückenwirbel. So glauben wir jedenfalls. Gegen Abend zerstört eine äusserst freche Windhose unsere Lounge innert Sekunden komplett. Wir sammeln sämtlichen Hausrat viele Meter vom Camp entfernt wieder ein und wischen gefühlte 5 kg Sand aus dem Bus. Dank der seit drei Monaten mitgeschleppten Holzkohle gibt’s mitten in der Wüste türkische Tarhana-Suppe aus dem gusseisernen südafrikanischen Poki-Topf zum Znacht. Dazu backen wir auf der finnischen Muurika frisches Brot, uns geht’s super!
Die Abendsonne lässt die Felsen glühen. Farbecht!
Selbstgebackenes Brot auf der Muurika. Miam!
Tag 7: Wir brechen unser Camp ab und fahren ins nächste Dorf um Wasser und Benzin zu tanken. Der Pfusbus läuft auch mit 80er Oktan tadellos. Beim Brunnen werden wir von einem mongolisch-koreanischen Fernsehteam gefilmt, interviewt und ein Foto mit der ganzen Crew durfte auch nicht fehlen. Wie wir es den fänden, für einen Liter 1 Tugrik zu bezahlen (0,1 Rappen). Wir antworten, Wasser sei ein kostbares Gut, insbesondere in der Gobiwüste, und als Gast in diesem wunderbaren Land zahlen wir gerne dafür. Und übrigens sei das Trinkwasser auch in der Schweiz nicht gratis. Die Crew staunt und ist von unserer Reise total beeindruckt. Nicht zum ersten und letzten Mal werden wir als verrückt taxiert, ohne Guide, Übersetzer und Fahrer unterwegs zu sein. Wir sind uns der Nachteile bewusst, geniessen aber die Vorteile x-mal mehr: Wir sind frei! Während der Fahrt zum Yolin Am Nationalpark kommen wir vom Weg ab und fahren wieder einmal crosscountry. Bei den vielen ausgetrockneten Flussbetten wird es knifflig, wir kommen nur langsam vorwärts. Die Landschaft nimmt wieder Farbe an, wir campen inmitten grasgrünen Hügeln. Didier kocht ein feines Risotto zum Znacht.
Ja, uns gefällt es hier super.
Tag 8: Wanderung zu einer engen Schlucht, wo der gefrorene Bach normalerweise auch im Sommer nicht auftaut, es aber wegen der Klimaerwärmung jetzt immer öfter tut. Wir stossen tatsächlich noch auf Eis, vor allem aber das erste Mal seit langem wieder auf Touristen, und die grüssen uns nicht einmal! Die Touristenattraktion Nr. 1 der Mongolei lassen wir daher schnell hinter uns, viel lieber geniessen wir die weite, unberührte Landschaft, welche wir höchstens mit ein paar Kamelen oder Pferden teilen müssen. Abends Grosseinkauf und Geld wechseln in D-Zag (korrekterweise Dalanzagdag, aber von uns kann sich schlicht niemand den Namen merken). Nach zähen Verhandlungen kriegen wir schliesslich auch Benzin, uff… Es fühlt sich gut an mit vollem Benzin- und Wassertank und genügend Fressalien in die Wüste zu fahren. Doch wir kommen nur gerade 10 km weit: Die Pfusbuskupplung steigt aus, das gibt’s doch nicht! Doch so nah an einer Siedlung nennt man das wohl Glück im Unglück! Der Jimny schleppt uns zurück nach D-Zag, ein Landcruiserfahrer führt uns zur „Toyota-Garage“. Immerhin ist es ein gemauertes Gebäude. Es ist 20:00 Uhr, der Strom funktioniert gerade nicht und der Mechaniker geht mit unserer Stirnlampe ans Werk. Via Natel hilft unsere Bekannte Bogi freundlicherweise mit dem Übersetzen. Wir kochen auf dem Kiesplatz vor der Garage Polenta und Würstchen und sind innert kürzester Zeit stadtbekannt. Um 22:00 Uhr ist das zerlöcherte Hydraulikkabel der Kupplung ausgebaut, um 23:00 quartieren wir uns in der Garage ein, Cem und Roelene stellen ihr Zelt direkt neben der Jurte der Garagistenfamilie auf. Das Geschäft scheint zu rentieren, in der Jurte schauen sich die Frauen auf einem riesigen Flachbildschirm eine mongolische Soap an, die Jungs spielen Computerspiele und der Garagist zeigt uns Familienfotos. Wasserkocher, Kühlschrank und Elektrobackofen zeugen von der Modernisierung. Wir schlafen schlecht, in der Garage sinkt die Temperatur nicht unter 30°C und es steht in den Sternen, ob wir hier am A… der Welt ein Ersatzteil kriegen.
Heute gabs einen doppelten Vodka-Mirinda zum Znacht.
Tag 9: Es ist 09:00 Uhr, Didier geht mit dem Garagisten auf Shoppingtour, ein Original-Ersatzteil ist nicht aufzutreiben. Beim Goldschmied wird ein Provisorium gelötet, beim Einbauen bricht das Teil. Also wieder zum Goldschmied, wieder an den Einbau. Warten, hoffen, bangen, warten, hoffen. Als Isolation wird eine Kamelhaarschnurr um den Schlauch gewickelt. Wir sind skeptisch, aber um 19:00 Uhr, nach exakt 24 Stunden, verlassen wir nach erfolgreicher Testfahrt mit dem zusammengeflickten Pfusbus D-Zag und fahren zurück in die Berge. Erwischen ein paar Mal die falsche Piste und campieren schliesslich auf einer Anhöhe zwischen zwei Canyons. Was für ein wunderbarer Not-Pfusplatz! Die Aussicht ist fantastisch und der Vollmond steigt riesig hinter den Bergen hervor.
Dank Teamwork ist der Pfusbus wieder flott.
Tag 10: Ein Junge aus einer benachbarten Jurte bringt uns frische Milch zum Frühstück. Bei der Weiterfahrt finden wir den richtigen Track auf Anhieb und fahren 160 anstrengende, aber landschaftlich eindrückliche Kilometer Richtung Khongorin Els, den grössten Sanddünen in der Mongolei. Wellblechpisten, zu tiefe Fahrspuren und zu grosse Steine machen das Fahren schwierig, unsere Durchschnittsgeschwindigkeit fällt deutlich unter 20kmh. 30 km vor dem Ziel geben wir erschöpft auf und finden erneut einen wunderbaren Schlafplatz mit Sicht auf die Dünen.
Tag 11: Die verbleibenden Kilometer bis zu den Dünen haben es in sich, der Beifahrer muss nun auch noch Steinbrocken aus dem Weg räumen, die Hitze ist betäubend. Beim Touristen-Ger-Camp genehmigen wir uns auf der Terrasse ein Bier und sind schon nach der halben Flasche total lustig. An ein Weiterfahren ist nicht zu denken, also legen wir uns im Pavillon in den Schatten und warten auf bessere Zeiten. Gegen Abend bauen wir unser Camp direkt neben 300 Meter hohen Sanddünen auf, traumhaft! Zum Znacht gibt’s selbstgemachten Kartoffelstock, denn praktischerweise hat Barbara beim Einkaufen in Sibirien von zwei anständig angeheiterten Russen einen Kartoffelstampfer geschenkt bekommen. Erhalten via Satelittentelefon von Cem und Roelene eine schlechte und eine gute Nachricht: Gemäss Rene vom Guesthouse Oasis ist der benötigte Schlauch für den Pfusbus in Ulan Bator nicht erhältlich, doch die Pfusbus-Garage Mattmüller in Kerzers sponsert uns das Ersatzteil und Barbaras Vater organisiert den Versand von der Schweiz aus. Wir sind erleichtert und sehr dankbar für die tolle Unterstützung. Herzlichen Dank Euch allen!
Um dieses Foto zu schiessen, floss viel Schweiss! In der Mitte kaum zu erkennen unser Base Camp.
Tag 12: Die Hitze treibt uns aus dem Bett, wir bestimmen den Tag zum Sonntag und frühstücken wie die Könige. Der Sinn für Wochentage ist uns längst abhanden gekommen. Petrus ist freundlich und schickt einige Wolken, die Temperatur wird angenehm. Das Erklimmen der Dünen ist harte Arbeit, belohnt mit einer umwerfenden Aussicht. Pünktlich zum Abendessen fegt ein Sandsturm über unser Camp, und was für einer! Es reicht gerade noch um die Autotür zu schliessen, nicht aber das Dachfenster. Wir kleben zu dritt wie Geckos am Pfusbus und versuchen mit aller Kraft, das Tarp festzuhalten. Arme und Beine werden sandgestrahlt, das selbstgebackene Brot auf der Muurika paniert, die Temperatur sinkt drastisch. Wir flüchten zu viert in den Pfusbus und spielen Backgammon, bis sich der Sturm legt.
Draussen tobt der Sandsturm, drin herrscht gute Laune.
Tag 13: Es ist wieder heiss in der Wüste, wir brechen unser Lager gegen Mittag ab und machen einen auf Tourist: Im Discovery-Camp beziehen wir zwei Jurten mit Vollpension. Zugegebermassen ist das Essen nicht der Knaller, aber dafür dürfen wir das Kochen und Abwaschen anderen überlassen. Am späten Nachmittag steht ein Backgammon-Turnier an, später geniessen wir wieder einmal eine richtige Dusche. Die kreisrunde Rötung an Didiers Rücken, wo vor 4 Tagen eine Monsterzecke zubiss, lässt nichts Gutes erahnen.
Tag 14: Um 07:00 Uhr stehen sechs Kamele und zwei Guides bereit, wir schaffen es oben zu bleiben, während die Kamele zuerst mit den Hinterbeinen aufstehen. Der Ritt in die Dünen ist wunderschön aber nicht wirklich bequem, unsere Hintern werden sich noch tagelang daran erinnern. Wir schiessen jede Menge Fotos und stürzen uns zwei Stunden später im Camp hungrig aufs Frühstück während sich der Himmel verfinstert. Es geht zum ersten mal wieder Richtung Norden. Die Fahrt durch die Berge scheint bei Regen mystisch. Doch wieder in der Ebene zerren die Wellblechpisten an den Nerven, wir kommen nur langsam vorwärts und müssen im einzigen Dorf weit und breit wieder den Dachträger schweissen lassen. Der Kerl passt zu wenig auf und die Späne hinterlassen Blasen auf dem Pfusbusfenster. Sehr ärgerlich. Zurück bei den Flamingo-Cliffs quartieren wir uns erneut in einem Jurtencamp ein. Cem und Roelene überlassen uns beiden grosszügigerweise die einzige Doppelbettjurte. Auch das gibt’s in der Mongolei!
Auch für die Kamele war es noch früh am Morgen.
Bequem ist anders, aber lustig war es!
Tag 15: Noch vor dem Frühstück der Schock: Die vom Schweisser malträtierte Scheibe ist in 1000 Stücke zersprungen, zusammengehalten wird sie nur noch von der Abdunkelungsfolie. So eine Sch… Wir kleben alles mit Tape ab und hoffen, es so bis nach Ulan Bator zu schaffen. Der naheliegende Verdacht auf Lime Borreliose bei Didier wird durch eine SMS von unserem Arzt bestätigt, das benötigte Antibiotikum ist aber in der Gobi nicht aufzutreiben. Nach einer nervenzerrenden Übung erfahren wir telefonisch, dass wenigstens die internationale SOS Klinik in Ulan Bator helfen kann. Also so schnell wie möglich zurück in die Hauptstadt. Ulan Bator ist Luftlinie ja nur 600 Kilometer entfernt, ein Klacks irgendwo auf der Welt, nicht aber in der Mongolei. Ein einheimischer Touristenguide zeichnet auf einer von unseren vier Karten eine direkte Route ein, wir machen uns sofort auf den Weg. Die Navigation ist schwierig, während einem heftigen Gewittersturm kommen wir vom richtigen Track ab. Innert Sekunden wird das Terrain schlammig, während einer einzigen Rutschpartie schaffen es Pfusbus und Jimny gerade noch tout just auf den nächsten Hügel. Wir fühlen das Adrenalin rauschen und versuchen unser Glück crosscountry. Der Umweg kostet kostbare Stunden, wenigstens bleiben wir nicht mitten in der Pampe stecken. Beim Eindunkeln schlagen wir unser Camp erneut in wunderschöner Umgebung auf, zum Geniessen bleibt allerdings keine Zeit.
Tag 16: Wir starten morgens um 06:00 Uhr, nach fünf Stunden schaffen wir es auf die geteerte Strasse. Nach weiteren sechs Stunden erreichen wir Ulan Bator. Die Stadt versinkt im Schlamm- und Verkehrschaos, bis zur Klinik dauert es nochmals über eine Stunde. Um 18:15 finden wir endlich das richtige Gebäude, notabene eine Viertelstunde nach Betriebsschluss. Dank der Kreditkarte kriegt Didier doch noch an diesem Abend die nötigen Antibiotika, nicht aber ohne vorher eine völlig überteuerte Untersuchung über sich ergehen zu lassen. Erleichtert und hundemüde erreichen wir gerade rechtzeitig das Oasis Guesthouse, um noch ein Schnipo bestellen zu können. Nach dem Essen fallen wir im Pfusbus sofort in einen Tiefschlaf, dabei hätten wir heute doch so viel zu feiern: 20‘000 Reisekilometer und 3 Jahre Barbara & Didier!
Notabene die Hauptstrasse Ulan Bators…
Ihr seht, langweilig war es uns in den letzten Tagen keineswegs! Die Gobi hat uns wahnsinnig fasziniert, aber auch klare Grenzen aufgezeigt. Wir schätzen uns enorm glücklich, ein so grosses Abenteuer erlebt haben zu dürfen, und sind dankbar, mit einem blauen Auge davongekommen zu sein. Nie werden wir die 16 Tage in der Gobi vergessen!
Am nächsten Tag managte Barbara spontan das Oasis Guesthouse, während sich die Belegschaft auf den Betriebsausflug begab. Falls Ihr, Sybille und Rene, mal eine Auszeit braucht, wir würden also sofort ein paar Wochen übernehmen! Danach kümmerten wir uns um das Wohlergehen des Pfusbus. Erst wurden alle möglichen Öle gewechselt, dann klapperten wir mit Hilfe des einheimischen Tommy (sein richtiger Name ist für Nicht-Mongolen kaum auszusprechen) zahlreiche Autoersatzteilschuppen ab. Fündig wurden wir nicht, aber dafür bekochte uns Tommy bei sich zu Hause mit einem mongolischem Fertiggericht. Tags darauf wurde die Suche fortgesetzt und nach einigen Stunden bei verschiedenen Autodoktoren fuhr der Pfusbus mit frisch getönter Second-Hand-Scheibe und geflickter Hecktür stolz auf dem Oasis-Parkplatz vor, wo er von diversen Overlandern jubelnd empfangen wurde. Wäre das aus der Schweiz bestellte und überfällige Ersatzteil schon da, der Tag hätte nicht besser laufen können. Wir liessen uns aber die Freude nicht verderben und gingen zu sechst zum besten Inder in der Stadt essen. Sehr lecker!
Der Pfusbus war tapfer und hielt während der Behandlung ganz still. Im grünen Shirt unser Superhelfer Tommy.
Nun sitzen wir im Oasis-Cafe, schreiben Blog, lesen ein Buch oder tauschen mit Neuankömmlingen Erfahrungen aus während draussen die Regenwolken vorbeiziehen. Und gerade verkündet die Köchin, dass in einer Stunde das Cheesecake fertig ist, das passt!
Liebe Grüsse von den Abenteurern
holà los dos
der juni scheint der wonnemonat von toyota hiace zu sein, bei uns sind mitten in den peruanischen pampas beide keilriemen gerissen…naja wenigstens wissen wir jetzt, dass es zwei keilriemen gibt…
wünschen euch eine weiterhin spannende weiterfahrt oder let’s go((bi)
abrazos aktuell aus canoa ecuador, wo wir das hotel coconut führen und todmüde sind, weil wir immer mehr gäste haben, macht aber mega spass…
anke&thomas
By: thomas & anke villa venus on Juni 26, 2011
at 21:09