Verfasst von: Barbara & Didier | Oktober 5, 2011

Von Dänemark nach Deutschland

Buenos Aires, 03.10.2011, 30‘600 km

Buenos dias amigos!

Wir sind im Land Nummer 20 angekommen: Argentinien! Hier weichen wir rein äusserlich wieder einmal ziemlich stark von der Norm ab. Um wenigstens verbal einigermassen bei den Leuten zu sein, drücken wir deshalb vorübergehend die Schulbank. An Zeit mangelt es uns nicht, schliesslich müssen wir noch fünf Wochen auf den Pfusbus zu warten. Der Arme ist leider immer noch in Nordeuropa. Aber dazu später, denn das ist eine (ärgerliche) Geschichte für sich… Blenden wir zuerst zurück nach Dänemark, respektive Schweden. In Helsingborg rollten wir just in time auf die abfahrbereite Fähre, wo wir die letzten schwedischen Münzen loswerden wollten. Für acht schwedische Kronen gab es einzig ein Snickers zu kaufen, dachten wir jedenfalls. Die Verkäuferin war anderer Meinung, denn die Acht stand für dänische Kronen, von denen wir natürlich noch keine hatten. Sie erkannte aber die Problematik, drückte ein Auge zu und überliess uns die Schoggi sozusagen zu einem Aktionspreis in schwedischen Kronen, wie nett.

In Kopenhagen stellten wir den Pfusbus auf einem zum Campingplatz umfunktionierten alten Fort ab, sprich zwischen Kanonen und Bunker. Danach taten wir, was jeder in Kopenhagen tut: Fahrradfahren. Ziel: Die kleine Meerjungfrau. Als wir vor genau einem Jahr das gleiche taten, da war die Dame nämlich nicht daheim, sondern machte gerade einen Auslandaufenthalt an der Weltausstellung in Shanghai! Dieses Mal hatten wir Glück, sie war zu Hause. Beim Zurückradeln fiel uns plötzlich ein, dass wir just an diesem Tag die 30‘000 km-Grenze überschritten hatten. Also schnell noch einen Champagner kaufen und den Pfusbus loben gehen! Er machte seine Sache nämlich bestens und führte uns zuverlässig in der Weltgeschichte herum. Für die  mittlerweile mehrfach gespaltene Frontscheibe konnte er ja nichts dafür, da ist ein russisches LKW-Ungetüm schuld.


Zurück in der Heimat.


Auf die nächsten 30‘000 km!


Doch noch ein kleines bisschen Gstaad-Feeling im 2011.

Am nächsten Tag radelten wir per Zufall geradewegs an ein internationales Beachvolleyturnier und blieben dort natürlich stecken, schliesslich hatten wir dieses Jahr den Grand Slam in Gstaad verpasst. Das Gstaader Turnier des Vorjahres rückt uns jedes Mal in Erinnerung, wenn wir etwas auf dem Pfusbus zu montieren haben, hat der Arme doch seither 200 Hagelbeulen im Dach… Daneben verbrachten wir viele lange und mühsame Stunden im Internet, schliesslich musste noch so einiges für die Weiterreise organisiert werden.

Tags darauf rollen wir nach einem gemütlichen Brunch mit den Landesgenossen Alexandra und Andi und einem kleinen Zwischenstopp in einem Wikingerfort geradewegs ins nächste Land: Das Legoland; schliesslich sind wir beide eingefleischte Lego-Kinder. Der Lonely Planet schreibt „You will fell underdressed without your own set of little anklebiters“. Wir sind ja längstens nicht immer einverstanden mit dem Reiseführer, aber wo er recht hat, hat er recht. Bisher kämpften wir uns auf unserer Weltreise durch manch einen Stau und vorbei an unzähligen Rowdys auf vier Rädern. Im Legoland war indes zwischen den Kinderwagen fertig lustig, denn wie in den Grossstädten Zentralasiens galt auch im Reich der farbigen Klötzchen das Recht des Stärkeren im Verkehr. Sicher ist, wir haben noch nie im Leben so viele Kinderwagen auf einmal gesehen! Die Lego-Miniaturen waren teilweise sehr eindrücklich, aber ansonsten hat der Park für das Kind im Mann nicht besonders viel zu bieten.


Hola Chica, que tal?

Also weiter ins nächste Land, wo es uns sehr Spanisch vorkam, wieder Deutsch zu sprechen… In Hamburg angekommen, taten wir, was so getan werden musste: Pfusbus prüfen und neue Frontscheibe einbauen lassen, flachgelegene Matratzen in der IKEA gegen neue austauschen, mit Reiseführer für den nächsten Kontinent eindecken etc. etc. Schliesslich quartierten wir uns im Quartier Farmsen in einer kleinen Ferienwohnung ein und los ging es mit Besuch aus der Heimat.
Als erstes durften wir Barbaras Vater Pio und Inger willkommen heissen. Zusammen mit ihnen erkundeten wir Hamburg erst mal per Velo und dann ausgiebig zu Fuss. Die Stadt hat erstaunlich unterschiedliche Gesichter. Besonders gut gefallen hat uns die Speicherstadt mit den alten, backsteinfarbenen Lagerhäusern und Kanälen, die topmoderne Hafencity mit toller Architektur, hippen Beizen und der sich im Bau befindenden Elbphilharmonie der Schweizer Stararchitekten Herzog und De Meuron sowie die schönen Herrenhäuser in einigen Aussenquartieren.


Speicherstadt: Wo früher mit Kakao, Gewürzen und Teppichen gehandelt wurde.


Hafencity: Das hypermoderne Neubauviertel gilt als grösste Baustelle Europas. Pikantes Detail: 2090 wird schon wieder alles unter dem Meeresspiegel sein.


Elbphilharmonie: Kostet statt geplanten 77 nun rund 400 Mio Euro. Damit wäre Griechenland schon halb gerettet.

Der Samstagabend stand ganz im Zeichen der Beatles, die in der City quasi erwachsen wurden, bevor sie den Durchbruch hatten. Mit Steffi und ihrer Gitarre zogen wir auf den Spuren der vier Pilzköpfe durch das Schanzenviertel, St. Pauli, die Reeperbahn und die Grosse Freiheit und lauschten abwechslungsweise den witzigen Anekdoten und den bekannten Hits. Zum Abschluss gab es in einer kleinen Bar ein Livekonzert mit Herrn Schmidt und vielen leckeren Caipirinhas. Wenn schon Hamburg, dann auch Lion King. Das Musical wird seit 10 Jahren ununterbrochen gespielt und am Sonntagabend waren wir mit dabei. Merci Pa! Kompliment an die Kostümmacher, wie die verschiedenen Tierarten dargestellt wurden war schlicht umwerfend.


Die Löwen sind los!


Auf der Grossen Freiheit.


Steffi und Herr Schmidt in Action.

Noch ein Wort zum Essen: Ob beim gradlinigen Griechen oder beim authentischen Portugiesen, wir haben dank Inger und Pio fein gegessen in Hamburg. Das mitgebrachte Raclette war dann allerdings das Tüpfchen auf dem i! Jaja, sie fehlt uns langsam aber sicher, die Schweizer Küche.
Im Nu waren die vier Tage vorbei und wir fanden uns wieder am Flughafen, um Inger und Pio zu verabschieden. Wir danken Euch beiden herzlich für alles, es war einfach toll mit Euch! Bis zum nächsten Mal!


Bisschen W(+A)erbung muss sein!


Süsse dreiundzwanzig. Oder so sieht sie wenigstens aus. (A.d.R.: Text von Didier)

Am einzigen sozusagen sturmfreien Tag gab es was zu feiern: Barbaras Geburi. Nach einem ausgiebigen Frühstück kämpften wir im Kino Seite an Seite mit Harry Potter gegen das Böse, genossen dann beim Mexikaner Cerveza und Fajitas und wollten uns schliesslich der Schoggitorte annehmen. Letztere war bei unserer Heimkehr leider immer noch beinhart gefroren im Tiefkühlfach statt draussen am Auftauen, weshalb wir das grosse Tortenessen um mehrere Stunden bis knapp vor 24:00 Uhr verschieben mussten.

Tags darauf hiess es schon wieder Abschied zu nehmen, diesmal vom Pfusbus. Wir fuhren unser treues Lieblingstransportmittel in den Containerhafen, sagten Tschüss bis bald in Buenos Aires und wünschten ihm eine gute Reise. Der Abschied war hart genug, zum Glück wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie viel Ärger wir mit dieser Verschiffung noch bekommen würden. Kaum war der Bus in der Hochsicherheitszone von Didier an einen Hafenmitarbeiter übergeben worden (Barbara durfte nicht mit), ging es los mit dem Theater. Die Agentur hat versäumt, uns mitzuteilen, dass wir noch auf einen Frachtbrief warten müssen, der aus München kommen soll. Logisch, bei einer italienischen Reederei und einem Hamburger Hafen, oder? Für uns aber ziemlich unpraktisch, denn wir würden zu diesem Zeitpunkt schon in Südamerika sein, die Flüge waren schon lange gebucht. Dann die nächste böse Überraschung: Schiff weg, Pfusbus noch im Hafen! Das Schiff hatte schon einige Tage Verspätung, also kann man es auch gleich ganz ausfallen lassen, dachten sich die Italiener wohl. Für uns äusserst blöde, denn total müssen wir nun im besten Fall zwei Wochen mehr als geplant in Südamerika auf den Pfusbus warten, denn er kam erst auf das nächste Schiff. Das heisst: Hoffentlich, denn eine Bestätigung haben wir auch jetzt noch nicht in den Fingern. Es scheint, dass im Seetransportgewerbe gängige Geschäftsprinzipien nur bedingt gelten. Wer zahlt, dem wird befohlen. Wer fragt, dem wird nicht geantwortet und Fahrpläne sind da, um nicht eingehalten zu werden, wenn überhaupt gefahren wird. Ein Wunder, haben die Chinesen nicht schon längst eine Eisenbahn in alle Himmels- bzw. Meerrichtungen gebaut, um ihre Exporte sicherzustellen.


So ein Frachtschiff lädt bis zu 13‘500 Container, hoffentlich finden die den Pfusbus in Buenos Aires wieder!


Containerhafen-Abendstimmung.


Rathaus, Binnen- und Aussenalster.

Wechseln wir zu einem erfreulicheren Thema, denn ein paar Stunden nach dem Verschiffen standen wir nämlich schon wieder am Flughafen, um Didiers Mutter Doris und Schwester Stephanie mit Freund Ivo zu empfangen. Bei schönstem Wetter standen uns weitere drei Tage Sightseeing bevor. Die Hafenrundfahrt war besonders spannend, musste da doch irgendwo gerade unser Pfusbus verladen werden (zumindest dachten wir das, naiv wie wir waren). Das Miniatur-Wunderland, die weltgrösste Modelleisenbahnanlage, zog insbesondere die beiden Jungs völlig in den Bann. Zugegeben, die Anlage war eindrücklich und wer sich Zeit nahm, entdeckte plötzlich zwischen einer Gruppe Nonnen ein paar Pinguine und andere witzige Details. Die Jagd nach dem grössten Eisbecher Hamburgs ging an einem Sonntagnachmittag zu Ende, die Dinger waren riesig! Auch Currywurst und Alsterwasser haben wir nicht ausgelassen. Dass Ivo und Stephanie im letzten Frühling drei Monate in Südamerika herumtrampten, kam uns gerade gelegen, konnten sie uns doch mit vielen Do‘s and don’t eindecken. Wie immer raste die Zeit nur so dahin und die nächste und vorläufig letzte Verabschiedung stand uns bevor. Euch Doris, Stephanie und Ivo ebenfalls ein grosses Merci, dass Ihr da wart. Wir haben es sehr genossen!


Nicht ganz jugendfreies in der Modelleisenbahnwelt.


Was geht!?


Der Beweis: Kopffotos klappen auch zu fünft!

Tja, plötzlich fühlten wir uns fast etwas verloren so ohne Familie und ohne Pfusbus. Dafür genossen wir das von Doris mitgebrachte Fondue doppelt! Im Jahr 2011 wird es einen neuen persönlichen Minusrekord geben in Sache Käserühren, normalerweise drücken wir den CH-Prokopfkonsum nämlich gewaltig nach oben! Für Selbstmitleid blieb aber keine Zeit, denn nun mussten wir selber die Koffern packen. Flug eins führte uns nach Madrid, wo wir den achtstündigen Aufenthalt gemäss Tipp von Freundin Tania im Parque del Retiro mit Horcheta trinken verbrachten. Zugegeben, der Geschmack von Horcheta ist etwas eigenwillig, aber wir fühlten uns dadurch sofort sehr madrilenisch.


Schon wieder ein neues Land, wenn auch nur kurz. Der Parque del Retiro in Madrid.

Flug Nummer zwei führte uns in einem klapprigen Jumbo über den Atlantik in den Riesenmoloch Buenos Aires. Da sind wir uns nun am akklimatisieren. Gar nicht so einfach für zwei Landeier wie wir es sind. Denn so viel ist klar: Bern ist ein Dorf!

Hasta luego, die Pfusbüssler


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