Astwood Bank 26.07.2012, 53‘290 km
Hi Everybody!
How are you? Uns geht es bestens. Die Fahrt durch Frankreich verlief problemlos und nach einem Stopover verluden wir den Pfusbus wieder einmal in einem Schiffsrumpf, um nach England zu gelangen. Das letzte Mal auf See ist ja schon eine Weile her. Dank Tipps von einem unterwegs getroffenen Trucker (aus dem Nachbardorf, die Welt ist klein), kamen wir ohne Stau um London herum. Ein paar Stunden später wurden wir von Barbaras Gotte Sandra, Onkel Graham sowie Eltern, Bruder und Gotte aus der Schweiz empfangen. Letztere waren tags zuvor extra eingeflogen. Der Grund war einfach: Gotte Sandra feierte am nächsten Tag ihren 60. Geburtstag. Es war eine Party wie aus dem Bilderbuch: Viele Gäste, viel Essen und viel Trinken. Als Höhepunkt joggte ein Sportler mit der Olympischen Fackel vor dem Haus vorbei! Hier der Film dazu. Das englische Wetter gab sich alle Mühe und gönnte uns ab und zu ein paar Sonnenstrahlen, es sollten für viele Tage die letzten sein.
Das Meer ruft, schon wieder.
Ehrengast einer tollen Party.
Der Pfusbus war natürlich auch an vorderster Front mit dabei.
Dubelisicher unterwegs auf der Insel der Falscheseitefahrer.
Die nächsten zwei Wochen kümmerten wir uns hingebungsvoll um den Pfusbus. Unter Grahams Anleitung brachten wir unser Lieblingstransportmittel wieder auf Vordermann. Von Antriebswelle bis Keilriemen mussten Teile ausgetauscht, gewartet oder geflickt werden. Thank you very much Graham for your help! Es war klasse, unter solch kundiger Anleitung in seiner Garage selber Hand anlegen zu können. Ach ja, Sandras Lunchpakete waren auch eine Klasse für sich. Abends wurden wir von Sandra fürstlich bekocht, gingen auswärts essen oder wurden von Cousine Victoria zum Abendessen in ihrem süssen Häuschen eingeladen. Donnerstags durfte Didier jeweils mit in den traditionellen Herrenausgang ins Pub oder wir waren mit Victoria und ihren Freunden unterwegs. Per Zufall waren Didiers Mutter und Schwester gerade in England in den Wanderferien, was uns einen Tagesausflug nach Bristol bescherte. Am späteren Nachmittag feuerten wir Roger Federer an (vor dem TV, ins Stadion schafften wir es nicht…). Von Murray sind bei weitem nicht alle Engländer (man unterscheide sie von den Schotten) „amused“ und so hagelte es am nächsten Tag in den Medien Kritik, dass Heulsuse Murray dem Sieger Roger bei der Dankesrede die Show stahl.
Der Profi beim Flexen, …
… der Lehrling beim Mechen.
Ferientreff in Bristol: Didiers Mutter Doris, Schwester Stephanie und Gotte Sandra.
Nach einem Bar-Meal im The Old Bull.
Das Geburtshaus von Shakespeare in Stratford upon Avon.
Schliesslich packten wir unsere Sieben Sachen in den Pfusbus und fuhren nach Schottland. Wir hatten uns ganz spontan für ein Inselhüpfen entschieden, waren wir doch schon lange nicht mehr auf einem Schiff. Beim Einschiffen wollte der Pfusbus nicht mehr anspringen, was uns auf der Fähre zu einigem Bekanntheitsgrad verhalf, schliesslich standen wir in der Autoschlange an zweitvorderster Position. Die Angestellten nahmen es zum Glück mit Humor. Auf der hübsch zurechtgemachten Insel Arran gefiel es uns gut, zumal am Sonntag sogar die Sonne schien. Das war nach zwei Wochen Regenwetter eine echte Sensation. Nach einer kleinen Wanderung schauten wir den Einheimischen beim Bowling zu und standen plötzlich selber auf dem Rasen. Gemessen an der heiteren Zuschauerschar waren wir bestimmt seit Jahrzehnten die ersten Kontinentaleuropäer, die sich dazu getrauten. Von allen Seiten wurden uns Tipps und Tricks zugerufen und natürlich wurden wir immer wieder herzlich ausgelacht. Jedenfalls kannte man uns danach im Dorf-Pub…
Die Kugeln sind im Fall nicht ganz rund und auf einer Seite schwerer als auf der anderen, was das Ganze nicht einfacher macht. Der Könner kann dafür Kurvenbahnen werfen. 1:0 für Barbara in der internen Rangliste…
… Barbara Hood am Üben. 1:1, definitiv.
Machrie-Steinkreis.
Eines schönen Morgens wollte der Pfusbus leider definitiv nicht mehr anspringen. Ein Besuch in der Garage bestätigte den Verdacht: Defekte Batterie. Der Ersatz wurde zu einer zeit- und budgetintensive Angelegenheit, musste eine neue Batterie doch zuerst vom Festland hergeschifft werden… Glücklicherweise wird einem auf Arran nicht so schnell langweilig. Einzig das Parkieren wurde zur Herausforderung, musste doch der Pfusbus jedes Mal angerollt werden. Zum Glück ist die Insel so hügelig.
Nach ein paar Tagen brachte uns eine Fähre auf die Halbinsel Kintyre und noch am gleichen Tag verschifften wir weiter auf die Isle of Islay. Es regnete mittlerweile seit drei Tagen ununterbrochen und auch auf Islay war es grau, nass und sehr windig. Genau richtig, um bei unserer Lieblingsdestillerie Lagavulin an einer der legendären Warehousdemonstrations von Iain MacArthur teilzunehmen. Wir kriegten alle ein leeres Glas, das Iain immer wieder direkt aus den Fässern füllte, und das um halb elf Uhr morgens! Barbara schaute Iain ungläubig an, als er ihr vorschlug den übrigen Whisky einfach auf den Boden schütten. Stellt Euch vor, der älteste war 30 jährig!!! Als Single Malt Liebhaber tut das ganz schön weh, das bestätigten uns nachher auch Anja und Andy aus der Schweiz. Die beiden waren gerade auf Hochzeitsreise und chauffierten uns in die nächste Destillerie, von uns zweien war nämlich niemand mehr fahrtüchtig. Dort wurden wir sogar noch zum Lunch eingeladen, zur Abwechslung mit Kaffee und Tee statt Schnaps. Da es immer noch kräftig regnete, statteten wir noch weiteren Destillerien einen Besuch ab, bevor wir den Pfusbus auf dem wohl schönsten offiziellen Campingplatz der Welt parkierten. Nach einem Schlummertrunk mit Anja und Andy legten wir uns zu Meeresrauschen aufs Ohr, um am anderen Morgen von der Sonne geweckt zu werden. Was für eine Wohltat! Wir verschoben die Besuche von weiteren Destillerien, es gibt acht auf Islay, auf den nächsten Regentag und genossen jeden einzelnen Sonnenstrahl. Das Thermometer stieg allerdings nicht über 15 Grad, Faserpelzpulli statt Bikini war die Devise.
Iain MacArthur, „the David Beckam of Whisky“.
Hier die Mittelstürmerin des Whisky.
Der Kintra-Campingplatz steht auf unserer internen Liste auf Rang 1, knapp vor dem Pumalin in Chile.
Wandern statt Degustieren.
Die nächsten Tage waren wieder regnerisch, aber auf Islay gehört das irgendwie dazu. Wir fühlten uns auf jeden Fall pudelwohl auf der kleinen rauen Insel, wo der beste Single Malt der Welt gemacht wird, die Verkäuferin im Dorfladen gleichzeitig noch das Postbüro führt und Tankwartin ist, abends in den Pubs traditionelle Musik gespielt wird und man wild campen darf, wo man gerade will. Wir kommen wieder!
Alt und Jung trifft sich abends im Pub zum Musikmachen, finden wir super sympathisch!
Sympathisch und ein bisschen wild, wie eigentlich alle Schotten.
Weniger sympathisch, die Aussicht aufs Meer vom Pfusbusschlafzimmer.
Abendstimmung an einem Loch.
Eindrückliches Schloss Stirling, Braveheart lässt grüssen. Mel Gibson als William Wallace verkleidet hat in dieser Gegend seine Schlachten geschlagen.
Zurück auf dem Festland kurvten wir um diverse Lochs (Seen und Fjorde) herum nach Stirling, um das gleichnamige Schloss zu besuchen. Im Museen machen sind sie wirklich gut, die Briten (allerdings sind auch die Eintrittspreise dementsprechend). Danach zog es uns wieder zurück nach Astwood Bank, wo die Sonne schien und wir im Garten bei Sandra und Graham das allererste Barbecue in diesem verregneten englischen Sommer genossen.
Bye bye
Die Pfusbüssler
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